Das Gartenschläger-Eck hat traurige Berühmtheit an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze erlangt. Es liegt zwischen Leisterförde in Mecklenburg-Vorpommern im Landkreis Ludwigslust-Parchim und Bröthen in Schleswig-Holstein im Landkreis Herzogtum Lauenburg. Die Grenze verlief hier im rechten Winkel. Michael Gartenschläger, der als politischer DDR-Häftling von der Bundesrepublik freigekauft wurde, hat 1976 vom Westen aus Selbstschussanlagen (sogenannte SM 70) mit gefährlichen Splitterminen vom DDR-Grenzzaun abgebaut. Zweimal ist ihm das geglückt. Er konnte damit beweisen, dass die DDR diese offiziell geleugneten tödlichen Waffen verwendete. Beim dritten Versuch, eine weitere Mine abzubauen, wurde er von einem Kommando des Staatssicherheitsdienstes erschossen.
„Kein Mensch im Mecklenburg-Vorpommern wusste zu DDR-Zeiten davon“, so Wolfgang Kniep, der heute in Leisterförde lebt, Er zeigt den Gedenkort für Michael Gartenschläger auf Schleswig-Holsteiner-Seite mit Edelstahlkreuz. „Hier findet jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung des Freundeskreises von Michael Gartenschläger statt.“ Er geht wenige Meter weiter durch den Wald über die ehemalige Grenze nach Mecklenburg-Vorpommern. In einer Heidelandschaft zeigt sich der Verlauf der ehemaligen Grenze mit dem Grenzknick. „Das ist die Arbeit des Landschaftspflegevereins Mecklenburgisches Elbtal, Heidelandschaft, Schaalsee e.V.“, erklärt Wolfgang Kniep. Der Kolonnenweg ist nicht mehr vorhanden, aber ein Sandweg zeigt den ursprünglichen Verlauf. „Die Menschen aus Ost und West wollten die Grenzanlagen möglichst schnell weg haben“, erinnert sich Kniep, der gerne wenigstens einen Beobachtungsturm erhalten hätte. „Wir haben 1995 angefangen, in Absprache mit dem privaten Waldbesitzer diesen 50 Meter breiten Streifen auf einer Länge von sechs Kilometern zu pflegen. Menschen aus Ost und West haben sich hier getroffen, um Kiefern rauszuziehen.“ Heide ist eine lichthungrige Pflanze, die verschwindet, wenn Kiefern wachsen. „In dem grenzübergreifenden Verein treffen sich Menschen aus Ost und West mit dem Ziel, aus ganz unterschiedlichen Gründen diese Heidelandschaft zu erhalten“. Kniep spricht von Jägern, die freies Schussfeld haben möchten, von Naturschützern, die in der Heidefläche Lebensraum für bestimmte Pflanzen und Tiere sehen, und von Menschen, die die Landschaft schätzen. Nur wenn man ins Gespräch komme, könne man Vorurteile abbauen. Landschaftspflege bedeutet hier Naturschutz und gleichzeitig Erinnerung.
Kniep, der erst nach der Wende wieder in sein Heimatdorf und Elternhaus im ehemaligen 500-Meter-Schutzstreifen ziehen durfte, hat noch mehr für die Erinnerungskultur getan. Regelmäßig traf er sich mit Schülern und Zeitzeugen. Entstanden ist ein Film, in dem Zeitzeugen ihre Geschichte erzählen. In der Nähe des einstigen Signalzaunes entstand ein kleines Grenzmuseum mit Originalteilen der ehemaligen Grenzanlagen. „Die Schüler haben die Beschriftung übernommen und sich dabei intensiv mit der jüngsten Geschichte auseinandergesetzt.“