Es ist eine der am dünnsten besiedelten Region Deutschlands, die nächste Autobahn ist etwa eineinhalb Stunden entfernt und das Dorf liegt in unmittelbarer Nähe zum Grünen Band. Mit diesen Kriterien begründet Amanda Hasenfusz, warum sie 2011 gemeinsam mit ihrem Mann in dem kleinen Dorf Dahrendorf im Altmarkkreis Salzwedel ein altes Haus gekauft hat. „Wir leben in einer der dunkelsten Regionen Deutschlands, so dass man die Milchstraße sehen kann“, schwärmt Hasenfusz weiter. „Und der Bahnhof mit guten Anschlüssen nach Magdeburg, Hamburg oder Berlin ist nur sechs Kilometer entfernt.“ Also die perfekte Lage.
Amanda Hasenfusz und ihr Mann betreiben eine kleine Herberge. „Diesen Traum hegte jeder von uns schon lange.“ Hier konnte er wahr werden. „Das Interesse an der Region ist groß, aber es mangelt an Unterkünften“, so die Kunsthistorikerin. Liebevoll renovierten sie das alte Bauernhaus, errichteten einen modernen Anbau und gestalteten Gästezimmer und eine Ferienwohnung zum Wohlfühlen. Dann brauchte die Herberge nur noch einen Namen. Inspiriert durch die hügelige Endmoränenlandschaft in der sonst so flachen Altmark legten sie Weinberge an und pflanzten Weinstöcke – nicht für Wein, sondern Tafeltrauben zum Essen. So ist es heute die „Herberge am kleinen Weingarten Dahrendorf“.
Das Grüne Band ist für Amanda Hasenfusz nicht nur privat eine Herzensangelegenheit, seit kurzem arbeitet sie als Pressesprecherin der Koordinierungsstelle Grünes Band Sachsen-Anhalt des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Das Büro befindet sich in der etwa 25 Kilometer entfernten Kreisstadt Salzwedel. „Die naturschutzfachliche Arbeit im Grünen Band ist bereits sehr gut“, so ihr Urteil, aber die Pressearbeit sei genauso wichtig, um die Entwicklung des Grünen Bandes voranzubringen. Die Koordinierungsstelle in Salzwedel ist für die gesamten 343 Kilometer Grünes Band Sachsen-Anhalt zuständig, das gerade als Nationales Naturmonument ausgewiesen wurde. „Aber hier im Raum Salzwedel konzentrieren sich auf einer Länge von etwa 70 Kilometern die Projektgebiete.“
Die Kunsthistorikerin, die aus der südlichen Altmark stammt, will mit ihrer Arbeit etwas bewegen, mit Menschen in Kontakt kommen und netzwerken. „Es gibt so viele Menschen, die sich für unsere Arbeit interessieren. Und das versuche ich medial gut zu begleiten.“ Hasenfusz berichtet von einer chinesischen und einer koreanischen Delegation, die in dieser Woche schon in Salzwedel waren. „Die interessieren sich sowohl für die Grenzgeschichte als auch für das Naturschutzprojekt.“
Die PR-Frau sieht im Grünen Band eine Riesenchance für den Landkreis. Sie ist der Auffassung, dass der Altmarkkreis vielmehr aus dem Thema machen könnte. Aber die Altmark hat nach außen oft ein negatives Bild. „Damit kann man aber schwer Menschen motivieren, hierherzukommen oder sogar hierherzuziehen.“ Mit Blick auf das benachbarte Wendland in Niedersachsen, wünscht sie sich, dass sich die Menschen in der Altmark öffnen und kooperativer werden. Mit ihrer Auffassung „Wir müssen über Landkreis- und Ländergrenzen hinweg kooperieren und Visionen entwickeln“ hatte sie beim Altmarkkreis, für den sie drei Jahre lang Pressearbeit gemacht hat, wenig Erfolg. „Viele haben Angst vor der alternativen Kultur im Wendland, vor Veränderung und wünschen sich, dass alles so bleibt, wie bisher. „Die Erstarrung geht bis in die Landkreisebene“, beobachtete Hasenfusz. „Das Wendland hat aber im Vergleich zur Altmark Zuzug, Übernachtungsmöglichkeiten und in etlichen kleinen Dörfern sogar Cafés und Restaurants. Dort bemüht man sich auf vielen gesellschaftlichen und politischen Ebenen einen Weg in die Zukunft zu finden.“
Hasenfusz erzählt, dass sie sich am Anfang auch viel im Dorf engagiert hätte. Mit Ideen wollten sie das Dorfleben bereichern. „Das hat leider nicht funktioniert. Wir konnten nichts bewegen, denn auch hier sollte alles so bleiben.“
„Jetzt kanalisieren wir unsere Energie auf andere Dinge“, so Hasenfusz. Es kommen viele Gäste, mit denen man sich austauschen kann. Regelmäßig gibt es öffentliche Veranstaltungen in der Herberge oder auf dem Grundstück. „Es kommen aber in erster Linie Menschen aus den umliegenden Dörfern, die auch zugezogen sind.“ In Kooperation mit dem BUND bietet sie mit ihrem Mann geführte Wanderungen am Grünen Band an. Anschließend sind alle zu Kaffee und Kuchen eingeladen. „Da gibt es oft tolle und offene Gespräche. Einmal im Jahr kommt eine mobile Mostpresse auf das Grundstück, um aus den eigenen Äpfeln Saft pressen zu lassen. „Jeder ist eingeladen, mit seinen Äpfeln zu kommen. Es kommen viele Freunde, aber niemand aus Dahrendorf.“ Hasenfusz bedauert das, macht aber trotzdem jedes Jahr wieder öffentlich Werbung dafür. Die Kunsthistorikerin gehört zu den Organisatorinnen des jährlich stattfindenden Kunstfestivals „Wagen & Winnen – Kunstperlen in der Altmark“. Nach dem Vorbild der „Kulturellen Landpartie“ im Wendland beteiligen sich zirka 100 Künstler und Kunsthandwerker, die sich an etwa 30 Orten in und rund um Salzwedel präsentieren. „Alle zwei Jahre bieten wir Künstlern an, unser Grundstück mit ihren Werken zu bespielen.“
Hasenfusz zitiert eine Studie, nach der Landkreis im deutschlandweiten Ranking „ganz unten liegt.“ „Es fordert enorme Kräfte, das zu ändern. Nur durch Kooperation und Vernetzung in alle Richtungen kann es besser werden.“ Aber Amanda Hasenfusz steht zu der Region. „Wir haben unser kleines Paradies gefunden.“