Ehrenamtliche entwickeln grenzenlose Wanderwege

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kümmern sich um neue, attraktive Wanderwege im Lappwald: Reinhard Duckstein, Viola Vorbrod und Thomas Kempernolte (von links)

Jahrzehntelang teilte die innerdeutsche Grenze den Lappwald. Der 25 Kilometer lange Höhenzug zwischen Magdeburg und Braunschweig östlich von Helmstedt liegt im Naturpark Elm-Lappwald teils in Niedersachsen, teils in Sachsen-Anhalt. Grenzenloses Radfahren und Wandern ist im Lappwald schon seit 1989 wieder möglich. Aber Viola Vorbrod aus Helmstedt und Thomas Kempernolte aus Schöningen setzen sich seit Jahren ehrenamtlich dafür ein, attraktive Wander- und Radtouren im Lappwald zu entwickeln, um dadurch Menschen für die Schätze in dieser Region zu begeistern.

Vorbrod und Kempernolte betonen, dass sie ausschließlich auf das vorhandene Wegenetz zurückgreifen. „Wir haben die besten Wege herausgesucht und daraus Themenwege konzipiert“, erläutert Vorbrod. „Das wird sehr gut angenommen.“ Ein Beispiel ist der gut 13 Kilometer lange Streitholzweg, ein Rundweg, der in Bad Helmstedt startet und durch den Lappwald hinunter ins Tal der Aller in den Landkreis Börde führt. Infotafeln und unterhaltsame Geschichten am Wegesrand sorgen für Abwechslung.

Neben Themenwegen gibt es auch noch das klassische Wandern nach Nummern auf Ziel- und Rundwegen. Über 20 großflächige Karten an diversen Parkplätzen rund um den Lappwald verschaffen auch Ortsunkundigen schnell einen Überblick, so dass sie immer die richtige Route für sich finden.

Reinhard Duckstein aus Sommerschenburg am Südrand des Lappwaldes in Sachsen-Anhalt hat es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, die Wanderwege zu erschließen. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Tourismus und Regionalentwicklung konzipierte er viele Rundwanderwege vom südlichen Lappwald aus. Rastplätze und Informationstafeln zu Natur, Geschichte, Geologie und Bergbau machen die Wege interessant für Besucher. „Seine geführten Wandertouren sind legendär“, so Viola Vorbrod über Reinhard Duckstein. „Wenn er einlädt, kommen bis zu 200 Personen“, weiß sie aus eigener Erfahrung. „Wir haben von Anfang an grenzenlos gedacht“, so Duckstein über die Arbeitsgemeinschaft. Vor einigen Jahren haben sich die ehrenamtlichen Manager der Wanderwege aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt getroffen. „Auch wir waren von Anfang an grenzenlos unterwegs“, so Kempernolte. „Und wir passen zueinander, so dass wir seit vielen Jahren im engen Austausch sind.“ „Wir haben auch schon gemeinsam Fördergelder für gemeinsame Wanderwege beantragt“, ergänzt Vorbrod. Mittlerweile ist das Wanderwegenetz komplett länderübergreifend. „Wir haben auch die Nummerierung des Wanderwegekonzeptes und die Übersichtskarten an den Parkplätzen übernommen“, erklärt Duckstein.

In einer 51 Kilometer langen Radtour „Grenzenlos – Rundkurs Deutsche Einheit“ gibt es Grenzerlebnisse unterschiedlicher Art. Die Tour verbindet nicht nur Zeugnisse der deutschen Teilung, sondern zeigt auch, dass der Lappwald schon Jahrhunderte davor Grenzforst zwischen braunschweigischen und preußischem Gebiet war. Alte Grenzsteine, die man gelegentlich im Wald findet, oder mittelalterliche Beobachtungstürme im Wald sind Zeugnisse.

Über 30 ausgewiesene Wanderrouten und mehr als 20 Radtouren gibt es im Lappwald. „Wir gehen die Wege regelmäßig ab, um zu sehen, ob die Beschilderung noch stimmt und die Wege in Ordnung sind“, erklärt Vorbrod das Ausmaß der ehrenamtlichen Arbeit. Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Forstamt und der Naturparkverwaltung wichtig. Doch es gehört noch mehr dazu: „Wir haben bei unseren Touren immer eine Mülltüte dabei, um Müll und Flaschen zu sammeln.“ Die Mülleimer wurden im Naturpark Elm-Lappwald alle entfernt. „Es kostete viel Geld, diese regelmäßig zu leeren und das können wir anderweitig besser einsetzen“, argumentiert Vorbrod. Außerdem habe es oft Probleme mit Wildtieren gegeben. Zusätzlich geht Vorbrod jedes Jahr an Karfreitag mit ihrem Mann in den Wald, um alle Schilder und Infotafeln zu putzen. „Die wären nach ein paar Jahren so grün, dass man sie gar nicht mehr lesen könnte.“ Reinhard Duckstein berichtet, dass man sich in Sommersdorf und Umgebung bewusst für Mülleimer an den Wanderwegen entschieden habe. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft hätten Verantwortung für bestimmte Standorte übernommen. „Das klappt.“

Es gibt immer wieder neue Ideen, Menschen in die Natur zu locken. So organisieren die Ehrenamtlichen in Zusammenarbeit mit einem Gastronomen Genusstouren zum Thema Spargel, Pilze, Kürbis etc. an. Diese Radtouren, die mit einem entsprechenden Essen abschließen, werden sehr gut angenommen. Zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober gibt es eine 48 Kilometer lange Radtour von Schöningen aus zur Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Es sind mehrere Stopps geplant. Am Schluss gibt es ein Nostalgiebuffet mit Speisen aus Ost und West.

Auch Duckstein freut sich über den Erfolg seiner ehrenamtlichen Arbeit. Besonders beliebt sei der elf Kilometer lange „Archäologisch-historische Rundweg“ rund um Marienborn. „Ich sehe immer wieder Wanderer mit Flyern in der Hand, die diese Kultur- und Naturschätze aufsuchen.“ Duckstein ist zufrieden mit der Zusammenarbeit über die Landesgrenze im Lappwald hinweg, aber er kritisiert: „Es kann nicht alles ehrenamtlich geleistet werden. Wir brauchen ein gemeinsames Tourismuskonzept zwischen den Landkreisen Helmstedt und Börde. „Nur dann können wir den Tourismus wirklich voranbringen.“

Thomas Kempernolte und Viola Vorbrod sowie viele ehrenamtliche Unterstützer haben schon einige Bücher über Wandern und Radfahren in der Region herausgebracht. Ein neues Buch ist in Arbeit und soll mehrtätige Radtouren beschreiben. „Das Highlight ist die 231 Kilometer lange Vier-Tagestour „Hüben und Drüben“ entlang des Grünen Bandes von Helmstedt in das Harzvorland“, verrät Kempernolte.

 

Weitere Informationen unter www.elm-freizeit.de