Klimafreundlicher Transport per Segelschiff

Beim Schlendern – wenn das mit Rucksack und Wanderschuhen überhaupt geht – durch Duderstadt mit seinen reich verzierten Fachwerkhäusern entlang der Festmeile des Eichsfeldfestivals bleibt mein Blick auf einem riesigen Plakat mit einem Segelschiff hängen. Der Schiffsname: Avontuur. Der Frachtsegler verschifft weltweit öko-faire Produkte emissionsfrei. „Ladung per Windkraft zu transportieren“ lautet die Geschäftsidee von Cornelius Bockermann, mit der er das Unternehmen „Timbercoast – cargo under sail“ gründete. Er kaufte 2014 die 100 Jahre alte Avontuur und baute sie mit 160 Freiwilligen für seine Zwecke um. Von Anfang an unterstützte Ben Decosse aus Kanada das Projekt. Gemeinsam mit Vanessa Hesse organisiert er das Büro in Elsfleth bei Bremen.

„Auf bisher vier Reisen unter anderem nach Süd- und Mittelamerika und in die Karibik brachte die Avontuur Kaffee, Rum, Schokolade, Kardamon, Honig, Wein, Salz etc. nach Europa – alles gesegelt“, erklärt Vanessa Hesse in Duderstadt während Kapitän und Gründer Bockermann selbst beim  Standaufbau hilft. Am Abend sollen Cocktails mit gesegeltem Rum angeboten werden.

Timbercoast kauft Rum in der Karibik in großen Holzfässern, lässt ihn in dekorative Glasflaschen abfüllen und verkauft das Produkt in Deutschland. Damit trägt Timbercoast etwas zur Finanzierung der Idee bei. „Das Projekt ist finanziell hart am Limit“, beschreibt Vanessa Hesse die Situation. „Das Schiff kann 114 Tonnen Fracht aufnehmen, das entspricht etwa der Ladung von drei Containern.“ Im Vergleich zu großen Containerschiffen, die bis zu 20000 Containern laden können, ist das verschwindend gering. Aber hier geht es um mehr: Frachtsegeln ist vor allem ein Denkanstoß und soll auf die Umweltzerstörung der Containerschifffahrt aufmerksam machen. „Die Avontuur steht auch dafür, über unser Konsumverhalten nachzudenken“, beschreibt Vanessa die Mission. Die nächste Frachtreise startet 2020. Gesucht wird dafür Ware, die nach Süd- und Mittelamerika transportiert werden soll, damit der Frachter westwärts nicht ohne Ladung unterwegs ist.

Wie kommt es, dass Timbercoast gerade in Duderstadt auf dem Eichsfeldfestival für das Umweltprojekt wirbt? Prof. Hans Georg Näder, Chef der Ottobock-Firmengruppe, ist begeistert von Bockermanns Geschäftsidee und lud ihn nach Duderstadt ein.

 

Eine Dokumentation über eine Reise der Avontuur gibt es unter:

https://www.youtube.com/watch?v=_VSZsMEUmuw&feature=player_embedded