Kindheitstraum am Kolonnenweg

Etwa 50 Meter vom ehemaligen Kolonnenweg entfernt hat Kristina Bauer ein Kleinod geschaffen und sich einen Kindheitstraum erfüllt. Von einem Leben auf dem Land mit großem Garten und kleiner Landwirtschaft hat die 61-Jährige, die ursprünglich aus dem Raum Hamburg kommt, schon immer geträumt. Nach der Schule macht sie eine landwirtschaftliche Ausbildung und studiert Agrarwissenschaften in Göttingen. Danach landet sie in der Kreisverwaltung. „Ich hatte aber immer große Gärten mit viel Obst und Gemüse.“ 2003 entdeckt die Göttingerin den Vierseithof im thüringischen Asbach-Sickenberg im Landkreis Eichsfeld. Dieser Ort begeisterte sie sofort. „Bis vor wenigen Jahren wohnte Else Rühling hier“, erzählt Bauer liebevoll. „Das Wohnhaus aus dem Jahr 1906 war noch in seinem Originalzustand erhalten. Es wurde hier nie renoviert. Es gab noch das Plumpsklo, die Öfen und einen einzigen Wasserhahn in der Küche.“ Bauer kaufte das Anwesen mit dem dazugehörigen Land und renovierte drei Jahre lang, um es in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen. Ein bisschen mehr Komfort als bei Tante Else sollte es ja auch geben, aber auf der anderen Seite wollte sie den Charme eines alten Bauernhauses in seiner Schlichtheit erhalten.

Heute betreibt sie eine Pension mit vier Gästezimmern, ein Hofcafé und einen Biobauernhof. So weit es geht, veredelt sie die eigenen Produkte aus Garten und Landwirtschaft – zu leckeren Kuchen, zu saisonalen Menüs, zu Marmeladen, Säften und vieles mehr.

Bauer erzählt, dass sie sich hier in der ländlichen Region im ehemaligen Schutzstreifen sehr wohl fühle. Als Ausgleich zur Arbeit im Garten und auf dem Feld ist sie im nahen Bad Sooden-Allendorf im Chor und im Sportverein. Es gibt dort Kulturveranstaltungen, ein Kino und einen Bahnhof. "Die Dorfgemeinschaft in unserem Ortsteil Sickenberg mit 13 Einwohnern ist gut", sagt Bauer. „Es ist eine interessante Mischung an Menschen und Biografien.“ Es gibt Bewohner, die die DDR-Zeit im Ort verbracht haben, es gibt Menschen, die nach der Teilung in den Westen geflohen sind und nach 1989 in Sickenberg neu starteten, es gibt auch Menschen, die zwangsumgesiedelt wurden und nach der Wende in ihre Heimat zurückgekommen sind, und eben Menschen wie Kristina Bauer, die sich hier ganz neu niedergelassen haben.

Die Bäuerin freut sich, dass sie hier am Grünen Band auf so geschichtsträchtigem Boden gelandet ist. „Wir leben am und mit dem Grünen Band“, bringt sie es auf den Punkt. Sie engagiert sich für die Region. So hat sie einen regionalen Wanderweg initiiert und gestaltet, der auf 13 Kilometern rund um Sickenberg teilweise entlang der ehemaligen Grenze zu historischen Orten führt. Auf dem Hof Sickenberg gibt es am Wochenende nicht nur selbstgebackenen Kuchen mit Zutaten aus der eigenen Landwirtschaft und dem eigenen Garten, es gibt auch Veranstaltungen. Sie organisiert geführte Wanderungen, Back- und Kochkurse, Weinproben, Märchenerzählnachmittage, Kurse zu Land- und Gartenbau oder gemeinsame Veranstaltungen mit dem Grenzmuseum Schifflersgrund, das nur einen Kilometer von dem Bioland-Hof entfernt ist. Kristina Bauer schafft es, mit ihren Angeboten und ihrem Engagement Menschen in diese wunderschöne Landschaft im ehemaligen Grenzgebiet zu locken. „Die Gäste kommen aus einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern. Am Wochenende ist es mit der Ruhe vorbei“, lacht sie zufrieden.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeitstage und ihres Jahresplanes steht aber der große Garten, der sich direkt hinter dem Haus befindet und der durch seine Vielfalt beeindruckt. Auch die Flächen, die zu der Landwirtschaft gehören, sind rund um das Anwesen. „Viele meiner Flächen liegen direkt im Grünen Band und der Kolonnenweg geht teilweise durch meine Flächen.“