Besuch im Grenzmuseum Schifflersgrund

Das Grenzmuseum Schifflersgrund auf dem ehemaligen Grenzstreifen der früheren innerdeutschen Grenze zwischen Bad Sooden-Allendorf (Hessen) und Asbach-Sickenberg (Thüringen) ist eines von fünf Grenzmuseen in Thüringen. „Es eröffnete am 3. Oktober 1991 als erstes Grenzmuseum in Deutschland“, betont Wolfgang Ruske, Mitinitiator des Museums, seit Gründung ehrenamtlicher Leiter der Gedenkstätte und Vorsitzender des Trägervereins „Arbeitskreis Grenzinformation e.V.“.

Als Leiter der Polizeidirektion Eschwege rettete Ruske Teile der Grenzanlagen wie den Beobachtungsturm und den Grenzzaun. „Dieser Streckmetallzaun ist noch im Original auf einer Länge von 1,5 Kilometern erhalten und ist somit der längste noch existierende Grenzzaun in Deutschland“, erläutert Ruske ein Alleinstellungsmerkmal des Museums.

Außergewöhnlich ist auch die große Sammlung an Großfahrzeugen, die an der Grenze zum Einsatz kamen. So werden Grenzsicherungsfahrzeuge und Hubschrauber der DDR-Grenztruppen und des Bundesgrenzschutzes, aber auch der Russen und Amerikaner gezeigt. Sie erinnern an den Kalten Krieg und daran, dass es nicht nur eine innerdeutsche Grenze war, sondern auch eine Grenze zwischen Nato und Warschauer Pakt war.

Das Museum thematisiert auch das Wanfrieder Abkommen, eine Besonderheit dieser Region. Durch die Grenzziehung zwischen der amerikanischen und der sowjetischen Besatzungszone entlang der historischen Grenze zwischen Kurfürstentum Hessen und Königreich Preußen entstand für die Amerikaner ein Problem: Die Eisenbahnstrecke zwischen Göttingen über Bebra nach Frankfurt am Main führte auf einer Länge von etwa vier Kilometern durch die sowjetische Besatzungszone. Die Züge der US-Armee nach Hessen und Bayern konnten somit von russischen Soldaten kontrolliert werden. Es kam zu Verhandlungen zwischen Amerikanern und Russen. Das Ergebnis war ein Gebietstausch zwischen Hessen und Thüringen. Zwei thüringische Dörfer mit damals 560 Einwohnern kamen zur amerikanischen Besatzungszone und fünf hessische Dörfer mit damals 429 Einwohnern wurden der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet. Das Abkommen ist nach dem hessischen Ort Wanfried im Werra-Meißner-Kreis, in dem die Verhandlungen stattgefunden haben, benannt. Diese Bahnlinie wurde als Whisky-Wodka-Linie bekannt, da man nach Vertragsunterzeichnung Whisky bzw. Wodka an die jeweils andere Delegation überreichte.

35 000 Besucher kommen durchschnittlich jährlich in das Museum. „Etwa zehn Prozent davon sind Schüler“, so Ruske. Um noch mehr junge Menschen zu erreichen, fahren Mitarbeiter des Museums mit einem Info-Bus „Demokratie erfahren“ in Schulen in Hessen und Thüringen. Schüler und Schülerinnen können sich in dem Bus zur Grenze informieren. Ziel ist es, auf den außerschulischen Lernort neugierig zu machen. „Das wird gut angenommen“, kommentiert Ruske zufrieden.

„Wichtig war es für uns als Initiatoren des Museums zu zeigen, dass die Grenzbeamten kein einfaches Leben hatten. Der Grenzdienst war verpönt“, erläutert Ruske. Wenn einem Flüchtling die Flucht gelang, ermittelte die Staatsanwaltschaft der DDR wegen Beihilfe zur Republikflucht. Erschoss ein Grenzbeamter einen Flüchtling, ermittelte die „Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen“, die ihren Sitz bis 1992 in Salzgitter hatte „Im Fall Heinz-Josef Große, der 1982 bei einem Fluchtversuch im Bereich des heutigen Museums erschossen wurde, gab es Verhandlungen und die beiden Schützen wurden nach der Wende verurteilt.“