Stolz erhebt sich der Heldrastein über das Werratal. Das Hochplateau auf etwa 500 Metern Höhe hat eine Ausdehnung von zwei Kilometern und bietet mehrere fantastische Ausblicke. Die steil abfallenden Muschelkalkfelsen sind von weitem sichtbar. Doch auch dieser Ort lag während der DDR-Zeit im Sperrbezirk und durfte von den Menschen nicht mehr betreten werden. Gaststätte, Wanderherberge und Wohnhaus wurden abgerissen, dafür entstanden Baracken für die Grenzsoldaten und Militärangehörige. Die DDR-Regierung ließ Anfang der 80er Jahre einen 30 Meter hohen Turm für nachrichtendienstliche Zwecke bauen. Aber vergessen hatten die Menschen dieses einst so bekannte Ausflugsziel nicht. „Es war ein zentraler Ausflugsort für Thüringer und Hessen“, erzählt Helmut Hanstein aus Schnellmannshausen, ein Dorf am Fuße des Heldrasteins. „Die Menschen reisten bis zur Teilung bzw. bis die Grenzen geschlossen wurden mit dem Zug nach Treffurt und stiegen dann hoch.
Heiligabend 1989 trafen sich erstmals wieder Wanderfreunde aus Ost und West auf dem Heldrastein. „Hier wurde die Idee geboren, einen Verein zu gründen“, erinnert sich Helmut Hanstein. Zur Gründungsversammlung des Vereins IG Heldrastein im April 1990 kamen etwa 170 Interessierte, 110 sind sofort eingetreten. Ziel des Vereins war und ist es, das Gebiet rund um den Heldrastein wieder für Wanderer zu erschließen. Es war eine riesige Gemeinschaftsleistung von Menschen aus Ost und West. Es wurde viel Geld gespendet, es gab Fördergelder und es wurden viele, viele Arbeitsstunden von Vereinsmitgliedern und anderen Freiwilligen geleistet.
Ute Walter, die erst seit einigen Jahren in der Region lebt und die Anfänge des Vereins nur aus Erzählungen kennt, ist begeistert, was die Männer und Frauen der ersten Stunde hier geschaffen haben. Die Vereinsmitglieder kauften das Gelände, bauten den ehemaligen Horchposten zum „Turm der Einheit“, einem Aussichtsturm, um, legten Wanderwege an, organisierten eine alte Baracke, um sie als Vereinshütte zu nutzen usw. „Hier wurde ein Ort geschaffen, an dem sich Menschen aus Ost und West begegnen können, um die Natur zu genießen oder um zusammen zu feiern“, so Ute Walter, die sich heute im Vorstand engagiert.
„Das Grüne Band hilft uns wenig“, so Ludwig Weller, der seit zwei Jahren Vorsitzender des Vereins ist. „Es kommen deswegen nicht mehr Besucher, aber es behindert uns in unserer Entwicklung.“ Der Verein wünschte sich, dass die Auflagen des Naturschutzes nicht so streng wären. Es gibt kein Strom und Wasser, es darf nicht gegrillt werden, die Öffnungszeiten der Hütte dürfen nicht erweitert werden, jede Fahrt zum Transport von Gästen muss von der unteren Naturschutzbehörde genehmigt werden, zählt Weller auf.
„Am Anfang war die Euphorie groß“, erinnert sich Werner Jung, der als Zollbeamter für den Bundesgrenzschutz die Grenze kontrollierte und sich am Heldrastein engagiert. „Jetzt fehlt uns die Jugend.“ „Die Zeiten haben sich verändert“, so Weller. „Manchmal sitzen wir am Sonntag mit unserem gekochten Kaffee und selbstgebackenem Kuchen allein hier oben.“ Peter Krause, der den Verein in den ersten Jahre führte, ergänzt: „Himmelfahrt 1990 waren 1000 Menschen hier oben.“ Der Erlös aus diesen Veranstaltungen konnte dann auf dem Heldrastein investiert werden. „Heute fehlt dem Verein aufgrund mangelnder Besucher das Geld“, so der jetzige Vorsitzende. Gründe, warum die Besucher ausbleiben, sieht Weller unter anderem in dem beschwerlichem Weg nach oben. Außerdem gäbe es viele attraktive Ausflugsziele in der Nähe, die mehr locken.
Noch ist der Verein etwas ratlos, wie es in Zukunft weiter gehen soll. „Wir haben 500 Mitglieder in ganz Deutschland und auch einige im europäischen Ausland, aber die Jüngsten sind Ende 50“, so der stellvertretende Vorsitzende Andreas Müller. Dadurch gäbe es immer weniger Menschen, die bereit seien, bei Arbeitseinsätzen zu helfen oder am Sonntag zu bewirten. Ute Walter erkennt als Schulleiterin den Trend, dass Enkelkinder sich für die Geschichte der Großeltern interessieren. „Vielleicht könnte man so wieder jüngere Menschen für den Heldrastein und dessen wechselvolle Geschichte begeistern.“ Denn spannende Geschichten werden hier immer erzählt“, weiß Ute Walter aus eigener Erfahrung.