Die Grenzanlagen der DDR wurden immer weiter ausgebaut. Reinhard Schneider aus Lauchröden und Helmut Schmidt aus Herleshausen erklären das ehemalige Grenzflusssperrwerk bei Göringen – ein Stadtteil von Eisenach am Werraufer. Es ist eines von ehemals sechs Wassersperrwerken an der Werra, die Anfang der 80er Jahre gebaut wurden. „An dieser Stelle ist die Werra nicht gleichzeitig Verlauf der Grenze, sondern die Grenze springt auf das andere Ufer“, erklärt Helmut Schmidt. Grenzzäune konnten immer nur bis zum jeweiligen Uferbereich, aber nicht über den Fluss gebaut werden. Um Fluchten durch Schwimmen, Tauchen oder mit dem Boot an diesen Stellen zu verhindern, ließ die DDR-Führung Flusssperrwerke bauen. „Dieses Bauwerk wäre abgerissen worden, wenn nicht engagierte Bürger das verhindert hätten“, weiß Helmut Schmidt. Die Technik im Wasser ist abgebaut, heute ist es eine Fußgängerbrücke über die Werra sowie auch das Flusssperrwerk bei Treffurt. Reinhard Schneider wundert sich, dass diese Flusssperrwerke noch nicht als Grenzdenkmäler anerkannt sind, obwohl sie ein wichtiger Teil der Grenzsicherungsanlagen der DDR waren.
Und wieder sind es Schmidt und Schneider gemeinsam, die sich dafür einsetzen, dass Lauchröden-Herleshausen mit den vielen Zeugen der deutsch-deutschen Vergangenheit auf hessischer und thüringischer Seite im Sinne der Erinnerungskultur zu einem offiziellen „Hotspot“ am Grünen Band identifiziert wird. Diese Bereiche sollen touristisch gefördert werden. Das Flusssperrwerk Göringen wäre neben der Ruine Brandenburg Teil dieses Hotspots und könnte so mehr Beachtung finden. Die beiden engagierten Männer haben eine schriftliche Begründung an die zuständige Stelle des Grünen Bandes in Thüringen eingereicht.
Reinhard Schneider erzählt, dass er dieses Sperrwerk, das aufgrund seines blauen Anstrichs auch als „Blaues Wunder“ bezeichnet wurde, zwar in den 80er Jahren gesehen habe, er aber nicht wusste, wie es funktionierte.
Dieter Stegmann aus Göringen beschreibt das Grenzflusssperrwerk in einer Veröffentlichung folgendermaßen:
„Das Prinzip des Sperrwerkes bestand darin, mit absenkbaren Metallgittertoren die Werra bis zum Grund abzuriegeln. Die Brücke war als Stahlgitterbrücke konstruiert. Während ihrer Funktion als Sperrbauwerk waren an der Unterkante Gitter befestigt, die bis in die Gewässersohle reichten und so ein Hindurchschwimmen und -tauchen unmöglich machten. Auf der Brücke waren Seilzüge installiert, mit denen Schwemmgut aus dem Gewässer beräumt werden konnte. Die Brücke wurde permanent von Soldaten der Grenztruppen bewacht, für die sich am südlichen Brückenkopf eine Wachhütte befand. Zu erreichen war das Sperrwerk über ausgebaute Plattenstraßen. Mit Suchscheinwerfern und weiteren Beleuchtungseinrichtungen wurde an dieser Stelle die Nacht zum Tag gemacht.“
Fotohinweis: Das historische Foto vom Flusssperrwerk Göringen ist von Helmut Schmidt aus dem Jahr 1985.