Ein Juwel am Grünen Band

Sattes Grün, feuchte Wiesen, ausgedehnte Auwälder und große Wasserflächen machen das Naturschutzgebiet Rhäden zwischen Obersuhl und Dankmarshausen zu einem Paradies für Vögel. Das Grüne Band schlängelt sich durch das Naturschutzgebiet mit einer Größe von 250 Hektar – je zur Hälfte in Thüringen und zur Hälfte in Hessen. Es ist ein altes Sumpfgebiet in einer Senke, erklärt Matthias Kirsten, engagiert im Kreisverband Eisenach und Wartburgkreis des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz), während eines Rundgangs. Mitte des 19. Jahrhunderts legte man dieses Gebiet trocken, um es landwirtschaftlich zu nutzen. Nach dem Krieg wurde der Rhäden durch die innerdeutsche Grenze zerschnitten. Naturschützer und Vogelkundler aus Hessen setzten sich bereits in den 70er Jahren für Renaturierungsmaßnahmen ein, um Zugvögeln Rastmöglichkeiten zu bieten. In den 80er Jahren wurde das Gebiet an der ehemaligen innerdeutschen Grenze als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auf DDR-Seite lag der Rhäden im Sperrgebiet und im Schutzstreifen und war von den DDR-Grenzanlagen durchzogen.

 

Kirsten lebt in Bad Salzungen, kannte den Rhäden vor der Grenzöffnung nicht und hätte ihn aufgrund der Grenzsicherung auch gar nicht besuchen können. „Ich habe den Rhäden erst durch mein Engagement für das Grüne Band Mitte der 90er Jahre kennengelernt“, erinnert er sich.

 

„Es ist starken Stimmen von Naturschützern zu verdanken, dass auch der thüringische Teil des Rhäden Anfang der 90er Jahre zum Naturschutzgebiet wurde“, erinnert sich Kirsten. Er erklärt, dass es eine Sommer- und eine Wintervariante des Rhäden gibt. „Im Sommer pflegen Heckrinder und Wildponys die Grünflächen. Im Winter werden die Gräben geschlossen, so dass die Wasserflächen, um ein Vielfaches größer werden. Dann wird der Rhäden zu einem echten Hotspot für Vögel, der Ornithologen aus Nah und Fern begeistert.“ Doch nicht nur die Fachwelt ist begeistert über dieses bedeutende Naturschutzgebiet. Auch Spaziergänger, die einfach nur mal Ruhe und Natur genießen wollen, nutzen den etwa acht Kilometer langen Rundweg und die Beobachtungsstände.

 

Umweltschutz war schon zu DDR-Zeiten ein wichtiges Anliegen für Kirsten. „Ich war in kirchlichen Umweltgruppen aktiv, aus deren Umfeld der BUND viele Mitglieder in Thüringen rekrutierte“, erklärt Kirsten, der Gründungsmitglied des BUND-Landesverbandes Thüringen war. Es gab auch Umweltgruppen im Kulturbund der DDR, in denen viele Fachleute und speziell Ornithologen organisiert waren. „Dieses Fachwissen fehlte uns als neue BUND-Mitglieder Anfang der 90er Jahre“, blickt er selbstkritisch zurück. „Wir waren engagiert und motiviert, waren aber eher fröhliche Dilettanten.“

 

In den ersten Jahren konzentrierte sich Kirstens Engagement im BUND auf Proteste gegen Großprojekte wie zum Beispiel Autobahnbau in bestimmten Bereichen. Mit dem Grünen Band fand er ein Thema, das ihn begeistert und für das er sich einsetzt. Für den Wartburgkreis ist das Grüne Band ein wichtiges Thema, denn er hat mit 170 Kilometern den größten Anteil in Thüringen. „Und der Rhäden ist ein wichtiger Baustein im Grünen Band“, unterstreicht Kirsten die Bedeutung des Feuchtgebietes. Auf den Infotafeln heißt es, dass fast die Hälfte der über 500 Vogelarten in Deutschland hier zu finden sind.

 

Der Rhäden ist für Kirsten ein Zeichen, dass sanfter Tourismus zum Naturschutz dazu gehört. „Ich muss den Menschen doch die Natur, die geschützt werden soll, zeigen.“ Gerade für Schulklassen sei der Rhäden ein wichtiges Ausflugsziel, um die vielen Facetten des Naturschutzes und die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu erklären. Kirsten würde es deshalb begrüßen, wenn das Grüne Band auch touristisch mehr gefördert würde. „Massentourismus wird es hier nie geben“, beruhigt er. „Ich denke sanfter Tourismus und Naturschutz vertragen sich. Aber da gibt es sehr unterschiedliche Meinungen – auch innerhalb des BUND. Wenn es sehr empfindliche Flächen sind, die keine Störung vertragen, dann braucht man ja nur die Wegeführung entsprechend gestalten.

 

Kirsten weiß wovon er spricht. Er war unter anderem an der Gestaltung des Grenzweges Grünes Band im Wartburgkreis beteiligt. Als Mitarbeiter im Landratsamt war er einige Jahre für Regionalentwicklung zuständig und versuchte in dieser Zeit, das Grüne Band nicht nur ehrenamtlich, sondern auch beruflich zu fördern. Heute gehört neben aktiven Pflegemaßnahmen am Grünen Band vor allem Netzwerkarbeit zu seiner ehrenamtlichen Hauptaufgabe. „Alle Gruppen, die sich am Grünen Band engagieren, sind untereinander vernetzt.“ Kirsten arbeitet in überregionalen Arbeitsgruppen und in Runden Tischen zum Grünen Band. Ziel ist der Lückenschluss und die kontinuierliche Erhaltung des Grünen Bandes. Und da ist der Rhäden ein länderübergreifendes Juwel auf der 1400 Kilometer langen Wegstrecke.