Der Monte Kali bei Heringen an der Werra in Zahlen:
- Höhe des Berges aktuell: etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel
- Maximal zugelassene Höhe: 520 Meter über dem Meeresspiegel
- Die absolute Höhe beträgt 100 bis 300 Meter
- Es lagern 225 Millionen Tonnen Rückstände, überwiegend Steinsalz auf der Halde
- Die Grundfläche beträgt 108 Hektar
- Das Plateau hat ein Ausmaß von 23 Hektar
- Der Umfang beträgt 4 Kilometer
- 20 000 bis 25 000 Tonnen Salz kommen täglich auf die Halde
- 7,2 Millionen Tonnen werden pro Jahr auf die Halde transportiert
- 3 Kilometer Förderbandanlagen bringen die Rückstände aus den Produktionsbetrieben des Werkes Winterhall auf die Halde
- 3000 bis 6000 Besucher besteigen jährlich während einer Führung den weißen Berg
Ein weißer Berg mitten in den saftigen Wiesen, Feldern und Äckern rund um die Werra. Das ist der Monte Kali. Er ist das weithin sichtbare Zeichen des Kalibergbaus in der Werraregion nahe Heringen im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Berg ist eine Halde, auf der die Rückstände aus der Kaliproduktion gelagert werden. Und das sind unglaubliche Massen, denn von einer Tonne Rohsalz, die aus den Bergwerken geholt wird, kann man nur etwa ein Drittel nutzen – zur Herstellung von Düngemitteln und Vorprodukten für industrielle und medizinische Einsatzzwecke.
„Der Rest ist bergbaulicher Rückstand“, so Sascha Mötzing, Produktionsleiter am Standort Winterhall des Werkes Werra, das zu dem Kasseler Unternehmen K+S AG gehört. „Diese Rückstände bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Steinsalz. Als Speisesalz kann dies allerdings nicht genutzt werden, da es nicht rein genug ist“, erklärt Sascha Mötzing. „Eine Aufbereitung wäre nicht wirtschaftlich.“
Die Aufschüttung der Halde begann Mitte der 70er Jahre als man ein neues Verfahren entwickelt hatte, bei dem es gelang, die verschiedenen Salzfraktionen aufgrund ihrer unterschiedlichen elektrostatischen Aufladung zu trennen. Der Abfall ist somit keine Salzlösung, sondern trockenes Salz, das auf einer Halde gelagert werden kann.
Bei den anderen Verfahren wie Löse- und Flotationsverfahren entstehen salzhaltige Abwässer, deren Entsorgung ein großes Problem ist. „Entsprechend eines Salzabwassermanagements werden diese hauptsächlich in die Werra eingeleitet oder der Versenkung zugeführt“, erläutert der Produktionsleiter. Der Kalibergbau geriet durch Einleiten dieser Salzlösungen in die Werra massiv in die öffentliche Kritik. „Heute ist das anders“, erläutert der Verfahrensingenieur. „Es gibt Grenzwerte für die Salzkonzentration der Werra.“ Wenn die erreicht sind, darf nichts mehr eingeleitet werden. Für das Unternehmen bleibt dann nur die Möglichkeit, die Abwässer zu lagern und sie später einzuleiten oder sie an andere Standorte abzutransportieren, wo es andere Entsorgungsmöglichkeiten gibt.
Der trockene Sommer 2018 hatte auch für das Unternehmen große Auswirkungen. „Wir hatten vier Wochen Kurzarbeit, um die Produktion und somit die salzhaltigen Abwässer zu reduzieren, da wir aufgrund des niedrigen Wasserstandes nichts mehr in die Werra einleiten konnten.“
„Unser Ziel ist es aber, durch moderne Technik die Salzabwässer deutlich zu reduzieren und dabei sind wir auf einem guten Weg“, sagt Sascha Mötzing. Entstanden 1970 in den hessischen Bergwerken im Werrarevier noch 40 Millionen Kubikmeter Salzabwässer pro Jahr, so sind es heute noch 5,5 Millionen Kubikmeter im Jahr. Langfristiges Ziel ist es, auf 1,5 Millionen Kubikmeter Salzabwässer pro Jahr zu kommen. „Dafür ist hoher Aufwand, viel Sachverstand, Kosten und Innovation nötig“, erläutert Mötzing. Der Ingenieur erklärt verschiedene Möglichkeiten, wie man die Salzabwässer reduzieren kann. Das Unternehmen hat zum Beispiel eine Anlage gebaut, in der aus der Salzlösung, die durch den Produktionsprozess entsteht, durch Eindampfen noch weitere verwertbare Stoffe gewonnen werden können.
Eine andere Möglichkeit, an der aktuell gearbeitet wird, ist es, die Halde abzudecken und zu begrünen. Der Produktionsleiter berichtet von verschiedenen Versuchen in unterschiedlichen Größenordnungen und an verschiedenen Standorten. Ein weiterer Großversuch ist geplant, um einen Hang des Monte Kali auf einer Länge von 300 Metern mit den bereits getesteten Materialien abzudecken. Im ersten Schritt könnte dann Gras ausgesät werden, andere Pflanzen könnten folgen. Mötzing zeigt eine Computeranimation eines grünen Monte Kali, der sich besser in das Landschaftsbild einfügt als ein weißer Berg. Der Ingenieur erklärt aber den entscheidenden Vorteil: „Die Pflanzen nehmen Wasser auf und verdunsten es. Es dringt weniger Regenwasser in die Halde ein und somit entsteht auch weniger salzhaltiges Haldenwasser, das entsorgt werden muss.“
Die komplette Halde kann natürlich erst begrünt werden, wenn der Kalibergbau endet, was voraussichtlich 2060 sein wird. Zunächst soll nach Plänen des Unternehmens die Halde aber erst einmal erweitert werden und zwar an der Südost-Seite um zirka 26 Hektar, denn die jetzige Halde ist Ende 2020 erschöpft. „Die Vollständigkeitsprüfung der 8000 Seiten Unterlagen ist abgeschlossen, so dass wir uns jetzt im Planfeststellungsverfahren befinden.“ In den Unterlagen sind auch die umfangreichen Ausgleichsmaßnahmen im Bereich Naturschutz, die das Unternehmen leisten muss, ausführlich beschrieben. Mötzing ist optimistisch, dass die Erweiterung genehmigungsfähig ist.