Wiese an der Grenze

Der 84-jährige Bruno Götz aus Poppenhausen im Landkreis Hildburghausen fährt mit mir in den ehemaligen Grenzstreifen, dem heutigen Grünen Band, in dem er eine Wiese zurückgekauft hat. 1949 wurde er gezwungen, seine Wiese, die direkt an Bayern angrenzt, abzugeben. Er wurde enteignet. Heute bewirtschaftet er sie wieder selbst. Er erklärt, dass diese Fläche, die wie eine große Wiese aussieht, in Wirklichkeit drei verschiedene Eigentümer hat:  ein bayerischer Landwirt, die Genossenschaft und Bruno Götz. „Bevor die Grenzanlagen in der DDR gebaut wurden, konnten wir unsere Wiese noch selbst bewirtschaften. Wir hätten wir nur einen Schritt machen müssen und wir wären in Bayern gewesen“, erinnert sich der Landwirt. „Anfang der 50er Jahre sind fünf Bauern aus Poppenhausen in den Westen gegangen“, berichtet er. Für ihn sei das nicht in Frage gekommen, da er keine Verwandtschaft jenseits der Grenze hatte. Außerdem wollte er seine Heimat und seine Familie nicht verlassen.

 

Er hat gerade Heu auf seiner Wiese gemacht. Grenzsteine und Markierungen zeigen, wie weit er mähen darf. Götz beteiligt sich an einem Naturschutzprogramm für Wiesenbrüter, für das er zusätzlich Geld bekommt. Deshalb durfte er das Gras erst nach dem 1. Juli mähen. Das Heu braucht er für seine Tiere zu Hause. „Was ich an Heu nicht brauche, verkaufe ich weiter“, sagt Bruno Götz zufrieden, denn das Bewirtschaften der kleinen Wiese lohnt sich für ihn.