Sie erfüllen die Städtepartnerschaft Hof - Plauen mit Leben: Jürgen Stader aus Hof sowie Hagen Brosig und Steffi Behncke aus Plauen (von links).
Die Städtepartnerschaft zwischen Hof und Plauen existiert bereits seit 1987. Sie wurde damals mit anderen Städtepartnerschaften auf höchster Ebene zwischen Franz Josef Strauß, damaliger Ministerpräsident von Bayern, und Erich Honecker, mächtigster Mann der DDR, ausgehandelt.
Den ersten Partnerschaftsvertrag zwischen einer DDR- und einer BRD-Stadt unterzeichneten 1986 Vertreter aus Saarlouis und Eisenhüttenstadt. Die Partnerschaft zwischen Plauen und Hof war von der DDR-Führung zunächst nicht gewünscht, da die Städte nur etwa 30 Kilometer auseinander liegen. Es gab verwandtschaftliche Beziehungen und viele alte Verbindungen zwischen den beiden Städten. Aus dem Vogtlandkreis ging man vor dem Krieg nach Hof, um ordentliches Bier zu trinken bzw. die Hofer Brauereien lieferten ihr Bier nach Plauen. Für die Oberfranken war Plauen ein beliebtes Ausflugsziel. „Wer als Hofer etwas erleben wollte, fuhr nach Plauen“, berichtet Jürgen Stader, Mitarbeiter in der Stadtverwaltung Hof.
„In den ersten Jahren war es schwierig, diese Städtepartnerschaft mit Leben zu erfüllen“, so Stader. Von Hofer Seite gab es viele Ideen für Begegnungen zwischen Menschen aus Plauen und Hof. „Aber von DDR-Seite gab es starr festgelegte Besuchsprogramme und Plauener mussten immer Angst haben, dass Stasispitzel in der Gruppe waren.“ Er berichtet von seiner Mutter, die vor der Wende an einem Treffen politisch interessierter Frauen aus Plauen und Hof teilgenommen hatte. Eine Diskussion oder einen Gedankenaustausch habe es nicht gegeben. Die DDR-Frauen waren politisch dermaßen geschult und vertraten kompromisslos das sozialistische Frauenbild. Steffi Behncke von der Stadt Plauen bestätigt dies: „Die Erwartungen der Plauener an die Städtepartnerschaft wurden damals nicht erfüllt. Nur ausgewählte Menschen durften nach Hof reisen. Für die normale Bevölkerung existierte die Städtepartnerschaft nicht.“
Wichtig wurde die Städtepartnerschaft direkt nach der Wende: Die Hofer unterstützten in Plauen beim Aufbau der Stadtverwaltung. „Das war einen intensive Zeit, erinnert sich Stader. „Es sind viele persönliche Kontakte zwischen Menschen entstanden.“
Und heute 30 Jahre nach der Grenzöffnung gibt es täglich Kontakt zwischen Hof und Plauen, sagen Jürgen Stader und Steffi Behncke einstimmig. „Aber das ist unser persönliches Engagement. Uns liegt dieser Austausch auf allen Ebenen am Herzen. Wir sind so gut, weil wir so gut zusammenarbeiten.“ Die Liste der Kooperationen und gemeinsamen Veranstaltungen ist lang: Deutsch-deutsche Filmtage, Schülerprojekte, Kulturveranstaltungen mit Preisverleihung an junge Nachwuchskünstler, länderübergreifende Musikveranstaltungen und Orchester, Handballspiele, Städtelauf, Sternwanderungen etc. Auch ein länderübergreifender Verkehrsverbund, der bis nach Tschechien reicht, gehört zu den Vorzeigeprojekten.Es gab sogar eine Initiative, ein gemeinsames Theater Hof-Plauen mit Doppelförderung aus Bayern und Sachsen zu gründen. „Leider hat dies nicht funktioniert. Vielleicht war die Zeit dafür einfach noch nicht reif“, mutmaßt Stader.
„Wir organisieren viele Projekte für die jüngere Generation“, so Behncke. „Gerade geschichtliche Themen sind hier wichtig. Unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung aufrechtzuerhalten.“ „Wir versuchen Geschichte erlebbar zu machen. Wir müssen es nutzen, dass es noch viele Zeitzeugen gibt“, ergänzt Stader.
Beide berichten von Großereignissen anlässlich der Jubiläen des Mauerfalls: So wurde zur Erinnerung an den 9.11.1989 ein Trabikonvoi veranstaltet, den 5000 Menschen aus Bayern und Sachsen verfolgten. Der Trabi war Sinnbild der Grenzöffnung und somit löste diese Veranstaltung viele Emotionen aus. Mit einem „Zug der Freiheit“ erinnerte man an die Züge, die mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag über Plauen nach Hof fuhren. Mit einer großen Inszenierung fuhren die Züge durch eine imaginäre Mauer aus Wasser.
Plauen und Hof sind neben Zwickau, Chemnitz und Bayreuth Mitglied des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzwerkes. Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist die Verkehrsanbindung, Tourismus sowie Kultur. Hauptforderung ist laut Hagen Brosig von der Stadtverwaltung Plauen die durchgehende Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden – Nürnberg, um unnötiges Warten und Umsteigezeiten zu vermeiden. „Es gibt nicht genügend Arbeitsplätze vor Ort, deshalb müssen die Menschen pendeln. Aber solange die Menschen pendeln, leben sie hier. Aber dafür brauchen wir ordentliche Verkehrsanbindungen.“
Es gibt noch eine Gemeinsamkeit zwischen den Städten: Hof ist von München soweit entfernt wie Plauen von Dresden. Da sie sich manchmal von den Landeshauptstädten vergessen fühlen, kämpfen sie umso mehr für ihre Städte, für die Region und für eine Erinnerungskultur. „Weltgeschichte ist immer auch Regionalgeschichte“, so Stader.