Zwei Schulfreunde erreichen die Ostsee

Ralph Georgi und Hendrik Schmidt haben es geschafft. Sie beendeten heute nach 1400 Kilometern ihre Wanderung am Grünen Band Deutschland.

 

Ralph Georgi hat es geschafft. Während ich meine Wanderung starte, ist er heute nach 1400 Kilometern an der Ostsee angekommen. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Hendrik Schmidt wanderte Georgi entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze vom Dreiländereck Sachsen-Bayern-Tschechien in der Nähe von Hof bis auf den Priwall, eine Halbinsel im Mündungsbereich der Trave, die gleichzeitig bis 1989 die innerdeutsche Grenze bildete. Am Anfang stand die Idee, gemeinsam mit seinem Freund zu wandern, um mehr Zeit für Gespräche haben. Der Jakobsweg war den beiden Familienvätern zu normal und zu überlaufen. Sie entschieden sich für den ehemaligen Kolonnenweg bzw. für das, was noch davon übrig ist, entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Es wurde mehr als eine Wanderung unter Freunden. Es wurde eine  deutsch-deutsche Geschichte und ein Lebensprojekt. Georgi stammt aus Zwickau und floh 1988 mit seiner heutigen Frau mit Unterstützung von Verwandtschaft aus dem Westen aus der DDR über Ungarn und lebt seitdem in Hessen. Sein Freund lebt heute noch in Zwickau. Der Kontakt ist nie abgebrochen und ihr großes Vorhaben hat sie noch mehr zusammengebracht.

 

Sieben Jahre lang wanderten sie jedes Jahr eine Woche lang entlang der ehemaligen Grenze. Am 14. Juni dieses Jahres brach Georgi mit seinem Freund zu seiner letzte Etappe auf dem ehemaligen Fahrweg der DDR-Grenztruppen in Hitzacker an der Elbe auf. Es waren die letzten 190 Kilometer am Grünen Band.

 

Georgi bezeichnet sich als Grenzgänger. Das Grüne Band und die ehemalige Grenze ist für ihn eine Herzensangelegenheit geworden. Der 52-Jährige engagiert sich auf vielfältige Weise für das Grüne Band. So hat er dafür gesorgt, dass drei der ehemals über 2000 DDR-Grenzsäulen aus Beton nachgebaut werden. Die Säule mit der Nummer 1 wird er morgen auf dem Priwall offiziell aufstellen. Die mittlere Säule mit der Nummer 1367 steht in der Nähe von Duderstadt, die letzte Säule mit der Nummer 2735 steht am südlichen Ende des Grünen Bandes Deutschland bei Hof im Dreiländereck Sachsen/Bayern/Böhmen. „Diese Säulen haben eine recht plakative Wirkung und weisen ohne viel Erklärung auf das ehemals geteilte Land hin“, erklärt er das Projekt.

 

Auf seiner Wanderung wurde er nicht nur mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert. Er begegnete vielen Menschen, Zeitzeugen, mit denen er ins Gespräch kam. Schnell war für ihn klar, dass er sich am Grünen Band engagieren möchte. Sein Ziel ist es, den Kolonnenweg touristisch zu erschließen. Auf seiner Wanderung lernte er Jürgen Starck aus Arendsee in der Altmark in Sachsen-Anhalt kennen. Sie haben ähnliche Ideen und die Wellenlänge stimmt.  So kümmern sie sich heute über eine Privatinitiative des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) für Erinnerungskultur am Grünen Band. Beide bieten Führungen an, beschildern den Wegeverlauf und die historischen Relikte der ehemaligen innerdeutschen Grenze – Starck in der Altmark und Georgi in der Rhön.

 

Die beiden starteten die Grenzpfahlaktion. Dafür stellen sie an historisch markanten Punkten oder spektakulären Orten direkt am Kolonnenweg Eichenpfähle auf. „Es ist wichtig, dass wir die Geschichte und die Geschichten an dieser Grenze nicht vergessen.“ Die mittlerweile 40 Grenzpfähle haben alle einen QR-Code, so dass sich Wanderer oder Interessierte über den Ort informieren können. Unterstützung bekommen die beiden zwar vom BUND, aber „wir suchen vor allem Mitstreiter, die sich mit uns zusammen für eine Erhaltung des Grünen Bandes als eine Erinnerungslandschaft einsetzen.“ „Da es 1989 eine friedliche Revolution war, ist die Gefahr groß, dass die Grenze und die Grenzöffnung schnell in Vergessenheit geraten“, argumentiert Georgi. Er erinnert sich, dass er mit seiner Frau zwar während der Demonstrationen 1989 in Sicherheit in Hessen war. „Aber wir haben mit unseren Freunden und unseren Familien, die alle noch in der DDR lebten, gebibbert und gehofft, dass alles gut gehen würde. Aber selbstverständlich war das nicht.“